Johannes Blattner
Residenzkünstler in Nürnberg, September 2022
»Es geht darum, dass wir Menschen nicht gemütlich genug sind. Wir sind vielmehr gestresst und Getriebene in unserem Streben nach Produktivität und Optimierung. Und auf der anderen Seite gehen wir viel zu bequem an, dass unsere Gesellschaft eigentlich viel offener und gleichberechtigter sein müsste. Wir müssen uns daran gewöhnen, in unserer Gemütlichkeit Platz für andere zu machen. Das ist ein Prozess, der notwendig ist, der aber auch mit Verlustängsten einhergeht.«
— Johannes Blattner
Johannes Blattner ist Tänzer, Choreograf und Tanzpädagoge. Nach seiner Ausbildung an der „freiburger akademie für tanz“ zog er für eine Weiterbildung nach New York. Als Bühnentänzer arbeitete er u.a. für das Theater Bonn, Theater Magdeburg, die Philharmonie Luxemburg, die Deutsche Oper am Rhein und zuletzt vier Jahre als Solist am Ballett Theater Pforzheim, wo er 2019 mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde. Neben der aktuellen Tätigkeit als Tänzer in freien Projekten (Instant PIG, DieTanzKompanie, Bo Komplex) gründete er 2021 mit der Figurenspielerin Hanna Malhas das Kollektiv “multipluralwesen” und choreografierte das abendfüllende Stück “Die gemütliche Wahrheit”, welches im März digital und Mitte Dezember analog Premiere im Theaterhaus Stuttgart feiert. Des Weiteren feierte sein Kurzstück “Exhibiton of being” Premiere im Rahmen des Festivals Stadtgestalten in Rottenburg und wurde im Rahmen von FTTS zu Gast im Mercedes Benz Museum Open Air gezeigt. Sein Solo “Vanish i n g A c t” präsentiert er bei Stuttgart Solo Choreo 2020 und bei der Langen Nacht Spezial in Karlsruhe. Johannes erhielt 2020 und 2021 das Künstler_innen-Stipendium 10qm der Stadt Stuttgart.
Das multicordale Konstrukt
Ein interagierendes, Tanz/Figurentheater-Happening im öffentlichen Raum über das Verhältnis von Begrenzung und Freiheit und der Vernetzung der Gesellschaft. Menschen verbunden mit Fäden, eingebunden in ein System erleben Wechselwirkungen, erzeugen Verschmelzungen von Zuschauenden und Darstellenden und suchen einen Faden von Schlemmer bis heute bis morgen.
Die Performance “Das multicordale Konstrukt” ist ein interagierendes, Tanz/Figurentheater Happening im öffentlichen Raum über das Verhältnis von Begrenzung und Freiheit und der Vernetzung der Gesellschaft. Der Aufsatz “Mensch und Kunstfigur” (1925) von Oskar Schlemmer. Die Performance setzt Schlemmer’s abstrakte Bühne als ein 4m hohes Würfelskelett aus Bühnentraversen symbolisch in die heutige Zeit. Die sechs darin agierenden Performer:innen sind durch Fäden, umgelenkt über den Würfel, miteinander verbunden und beeinflussen sich dadurch gegenseitig in ihren Bewegungen. Kontaktmikrophone, befestigt an den Metallstangen, greifen das visuelle Szenario auditiv auf und bilden, kombiniert mit komponierter Musik aus Lautsprechern und Geräuschen aus dem öffentlichen Raum, ein einzigartiges Sound Konglomerat. Passant:innen werden eingeladen auf unterschiedliche Weise aktiv an dem körperlichen Diskurs teilzuhaben.
Inspiration für die Performance ist der Aufsatz “Mensch und Kunstfigur” (1925) von Oskar Schlemmer, der sich mit der Verbindung der Gesetzmäßigkeiten des Kubischen Raumes (Abstrakter Bühnenraum) und den damit kohärenten physischen Gesetzen des Körpers beschäftigt. Das zentrale Element der Performance ist ein 4 Meter hohes Skelett eines Würfels aus Bühnentraversen. Dieser setzt Schlemmer’s abstrakte Bühne symbolisch in die heutige Zeit. Die sechs darin agierenden Performer:innen sind durch Fäden, welche über den Würfel umgelenkt werden, miteinander verbunden, und beeinflussen sich gegenseitig in ihren Tanzbewegungen und Bewegungsmöglichkeiten. Die Bewegungssprache ist die des zeitgenössischen Tanzes, welche im Rahmen einer gemeinsamen Probe in ihren Prinzipien und Qualitäten spezifiziert wird. Die großteils improvisierte Performance folgt einem zuvor festgelegtem Ablauf (Score). Kontaktmikrophone, die an den Metallstangen befestigt werden, greifen das visuelle Szenario auditiv auf und bilden kombiniert mit komponierter Musik aus Lautsprechern und Geräuschen aus dem öffentlichen Raum ein Konglomerat mit der Körperlichkeit der Performer:innen. Passant:innen beeinflussen unbeabsichtigt das Happening durch festgelegte Reaktionen auf zufällige Ereignisse im Umfeld und werden auch eingeladen auf unterschiedliche Weise bewusst an dem körperlichen Diskurs teilzuhaben. Dabei wird untersucht wie Schlemmers Ideen zur abstrakten Bühne in der heutigen Zeit mit dem Mensch der Gegenwart agieren kann und welche Wechselwirkung mit dem Stadtbild und den Passant:innen entsteht. Wie auch Oskar Schlemmers triadisches Ballett untersucht die Performance das Verhältnis von Begrenzung und Freiheit in Form einer konstruierten Lenkung der Bewegungsmöglichkeiten. Während beim Triadischen Ballett von Oskar Schlemmer das Kostüm ausschlaggebend für die Bewegungen ist, wird in der beschriebenen Konstruktion dieser Gedanke erweitert: Die Bewegung entsteht durch die Wechselwirkung zwischen den Performer:innen, die durch das Bühnenbild verbundenen sind.
Johannes Blattner
Residenzkünstler in Nürnberg, September 2022
»Es geht darum, dass wir Menschen nicht gemütlich genug sind. Wir sind vielmehr gestresst und Getriebene in unserem Streben nach Produktivität und Optimierung. Und auf der anderen Seite gehen wir viel zu bequem an, dass unsere Gesellschaft eigentlich viel offener und gleichberechtigter sein müsste. Wir müssen uns daran gewöhnen, in unserer Gemütlichkeit Platz für andere zu machen. Das ist ein Prozess, der notwendig ist, der aber auch mit Verlustängsten einhergeht.«
— Johannes Blattner
Johannes Blattner ist Tänzer, Choreograf und Tanzpädagoge. Nach seiner Ausbildung an der „freiburger akademie für tanz“ zog er für eine Weiterbildung nach New York. Als Bühnentänzer arbeitete er u.a. für das Theater Bonn, Theater Magdeburg, die Philharmonie Luxemburg, die Deutsche Oper am Rhein und zuletzt vier Jahre als Solist am Ballett Theater Pforzheim, wo er 2019 mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde. Neben der aktuellen Tätigkeit als Tänzer in freien Projekten (Instant PIG, DieTanzKompanie, Bo Komplex) gründete er 2021 mit der Figurenspielerin Hanna Malhas das Kollektiv “multipluralwesen” und choreografierte das abendfüllende Stück “Die gemütliche Wahrheit”, welches im März digital und Mitte Dezember analog Premiere im Theaterhaus Stuttgart feiert. Des Weiteren feierte sein Kurzstück “Exhibiton of being” Premiere im Rahmen des Festivals Stadtgestalten in Rottenburg und wurde im Rahmen von FTTS zu Gast im Mercedes Benz Museum Open Air gezeigt. Sein Solo “Vanish i n g A c t” präsentiert er bei Stuttgart Solo Choreo 2020 und bei der Langen Nacht Spezial in Karlsruhe. Johannes erhielt 2020 und 2021 das Künstler_innen-Stipendium 10qm der Stadt Stuttgart.